Ein Artikel von: Eda Yilmaz, K1
Artikel-Art: Reportage


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„Groß ist, wer in der Größe klein bleibt“ – So auch dieses unscheinbare Unternehmen mit noch unscheinbareren Produkten. Nahezu täglich findet jeder von uns Gebrauch von ihnen, sei es zum Sortieren von Papierkram oder geschwindem Befestigen von Fotos: Die altbekannte Büroklammer und der Reißnagel. Letzteres macht besagte Firma zu einem globalen Marktführer.

1918 wurde die Gottschalk GmbH & Co. KG, mit Sitz im Arnsberger Stadtteil Bergheim, nach dem ersten Weltkrieg gegründet. Friedrich Gottschalk, Ex-Frontsoldat und Gründer, war damals durch Kriegsverwundungen fast vollständig gelähmt. Sein Enkelsohn, Rolf Gottschalk, führt das Familienunternehmen inzwischen bereits in dritter Generation. Mit bloß 20 Mitarbeitern produziert der Betrieb etwa 12 Millionen Reißnägel am Tag – daneben noch diverse andere Waren. Auf ein Jahr hochgerechnet machen das zweieinhalb Milliarden Reißnägel. Weltweit ist die Gottschalk GmbH – neben einem verhältnismäßig kleineren Anbieter aus China – der größte und einzige Reißnagelhersteller, nachdem sie im April 2011 auch noch ihren letzten europäischen Mitstreiter übernahmen. Für über 300 Markennamen liefern sie heute ihre Produkte – und das ist nicht einmal alles.

Abgesehen von Reißnägeln sind sie zudem Weltmarktführer für Schuhbeschläge. Mit dem Namen Triumph produziert die Gottschalk GmbH Metallwaren für bedeutende Schuh-Manufakturen und das Schuhmacher-Handwerk. Unter anderem Brandsohlenplatten zum Beispiel beugen dem Sohlen-Verschleiß vor und sorgen für Arbeitssicherheit. Pfennig-Plättchen und Stabilisationsröhrchen, für solide High Heels einer jeden Frau, sind ebenfalls unentbehrlich.

Spezialisiert ist der Familienbetrieb dennoch auf Verarbeitung von Blechen und Drähten zu den schon genannten Büroklammern und Reißnägeln, sowie Flachkopfklammern und Polster- und Ziernägeln. Nach eigenen Entwürfen bauten Vater und Großvater von Firmenchef Gottschalk ganz besondere Maschinen, welche zum Beispiel vollautomatisch Flachkopfklammern formen können. Vergleichsweise ist die Herstellung von Reißnägeln dabei ein eher kurioseres Phänomen, die ausgeklügeltere Maschinen benötigen. Die älteste von ihnen läuft seit über 60 Jahren. Aus 500 Meter langen Metallbändern werden die Köpfe der Zwecken im Sekundentakt gestanzt. Darauf folgen schließlich das Vernieten, Entfetten, Galvanisieren und zum Schluss das Aufsetzen der Kunstoffkappen.

Stellt sich schlussfolgernd die Frage, woher der immense Erfolg im 20-Mann-Betrieb kommt. Klar, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein ist ein netter Bonus – allerdings kommen noch vier andere viel wichtigere Faktoren hinzu, um sich an der Spitze zu halten: Erstens, die Spezialisierung. Allein mit Fokus auf eine spezifische Nische ist es für Mittelständler typisch, laut dem Bonner Professor Hermann Simon, erfolgreich zu werden. Zweitens, die Flexibilität. Wenn der Kundenwunsch es erfordert, können die Mitarbeiter der Gottschalk GmbH bis zu 13 Stunden für ein paar Tage arbeiten. Dadurch kann das Unternehmen leichter auf Nachfrageschwankungen reagieren. Ebenso von Bedeutung: Drittens, Dienstleistungen – der

Kunde ist und bleibt König! – und zuletzt Viertens, selbstverständlich die Qualität. Die Gottschalk GmbH ist somit das beste Beispiel dafür, dass man die große Macht der Kleinigkeiten nicht übersehen sollte.


Was ist eine Reportage?
Ähnlich wie auch der Bericht dienen Reportagen der Information des Lesers. Allerdings sind Reportagen insgesamt noch genauer – es sind beispielsweise ausführliche Hintergrundberichte enthalten oder der Sachverhalt wird anhand von konkreten Beispielen oder Personen veranschaulicht. Im Gegensatz zur Nachricht oder dem Bericht, bei welchen eine gewisse Distanz zum Sachverhalt gewahrt wird, kann eine Reportage auch emotionalisieren und einen Sachverhalt aus einer bestimmten Perspektive betrachten.

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