Artikel-Art: Reportage
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Briefkastenartige Boxen, ein Plakat mit Smileys oder kleinen Bildchen darauf, trotzdem individuell verschieden von Exemplar zu Exemplar. An der Seite oftmals die Aufschrift „Kauen-Kleben-Gehen“. In immer mehr Städten fallen solche „Gum-Walls“ („Kaugummiwände“) ins Auge. Durch sie sollen weniger Kaugummis auf dem Boden und an Wänden landen und dafür mehr richtig entsorgt werden.
Durch den Jahr für Jahr anwachsenden Kaugummikonsum steigen nicht nur die Kosten für Städte, um Straßen und Wege zu reinigen, sondern auch die Belastung für die Umwelt, wenn die Kaugummis auf dem Boden landen und durch chemische Reinigung entfernt werden müssen. Diese kann aufgrund der Verschmelzung der Kaugummis mit dem Asphalt oftmals nicht mit herkömmlichen Mitteln erfolgen, sondern muss häufig von speziellen Firmen vorgenommen werden. Die Entfernungskosten für einen einzigen Kaugummi betragen etwa drei Euro.
„Es gibt auf der ganzen Welt niemanden, der auf Prävention setzt“, so Klaus Götz, der Erfinder der Gum-Wall. Angefangen hat alles 2015 in Heidelberg, als er eines Tages aus der Bahn stieg und direkt in einen Kaugummi trat. Im gleichen Jahr noch gab es das erste Modell aus Holz, das er gemeinsam mit seinem Schwager entworfen hat. Seitdem wird die Kaugummiwand ständig weiterentwickelt und getestet, denn „man hat nie fertig entwickelt“, so Götz. Der Verschmutzung und Belastung der Umwelt wird im Vorfeld durch den Reiz, seinen Kaugummi auf die Bildchen zu kleben, vorgebeugt. Dies macht auch die schlussendliche Beseitigung einfach, denn wenn die Gum-Wall voll ist, kann das Andrückblatt mit den Kaugummis einfach entfernt, im Restmüll entsorgt und anschließend ersetzt werden. Auch in Ländern wie Österreich, der Schweiz und Dänemark wird die Kaugummiwand erfolgreich verwendet. Durchschnittlich würden rund 40 bis 60 Prozent weniger Kaugummis auf dem Boden und an Wänden kleben.
Damit dieses Ergebnis in jedem Bereich erreicht werden kann, gibt es die Gum-Wall in verschiedenen Designs für die unterschiedlichsten Orte. So wurden beispielsweise für den Gastronomiebereich Modelle entworfen, in denen die Kaugummis nach hinten wegfallen, wodurch sie nicht zu sehen sind. Für Fluchtwege gibt es spezielle Entwürfe, die besonders flach sind, sodass nur wenig Platz benötigt wird. Auch Schulen sind von der Kaugummiverschmutzung betroffen. Deshalb sollen von der Gum-Wall GmbH, unterstützt von Sponsoren, für fünf Jahre an mindestens 5000 Schulen Gum-Walls angebracht werden, dazu Projekte zum Thema „Umwelt und Abfallentsorgung“. Die Schulen müssten dabei nur die Andrückblätter der Gum-Walls regelmäßig entsorgen und ersetzen.
Die Angebote der Gum-Wall GmbH seien einzigartig, so Götz. Das liege daran, dass Prävention, Reinigung und auch Recycling von Kaugummis und Zigaretten angeboten würden. Dadurch ergebe sich ein weit gefächertes Angebot, das von keiner zweiten Firma nachgeahmt werden könne.
Durch die große Nachfrage von Firmen, Städten und Unternehmen sei die Produktion der Gum-Walls auf Hochtouren, auch wenn viele Passanten bei Umfragen einen gewissen Ekel gegenüber den Kaugummiwänden geäußert hätten. Doch dies sei auch das Ziel des Erfinders, denn wenn das Bild der Gum-Wall mit Ekel verbunden im Kopf gespeichert bleibe, werde ein Kaugummikauer das nächste Mal hoffentlich darüber nachdenken, wie er den Kaugummi entsorgt und ob er ihn auf den Boden spuckt.
Ähnlich wie auch der Bericht dienen Reportagen der Information des Lesers. Allerdings sind Reportagen insgesamt noch genauer – es sind beispielsweise ausführliche Hintergrundberichte enthalten oder der Sachverhalt wird anhand von konkreten Beispielen oder Personen veranschaulicht. Im Gegensatz zur Nachricht oder dem Bericht, bei welchen eine gewisse Distanz zum Sachverhalt gewahrt wird, kann eine Reportage auch emotionalisieren und einen Sachverhalt aus einer bestimmten Perspektive betrachten.